Hepco – das sind 100 Jahre voller Aufstiege, Umbrüche, Innovationen und Neuerfindungen. Tauche jetzt ein in die aufregende Geschichte der Hepco Manufaktur.
Schon Carl Heptings Großeltern betrieben vor 140 Jahren eine Gerberei. Dort entdeckte der junge Carl, der spätere Gründer von Hepco, seine Liebe zum Lederhandwerk.
Erst Zufall, dann Berufung
Eigentlich ist es sogar Zufall, dass die Manufaktur Carl Hepting am 1. März 1922 überhaupt gegründet wurde. Carl half einem flüchtigen Bekannten und fuhr ihn von Prag zur Hohen Festung Asperg. Es stellte sich heraus, dass dieser Bekannte Bodenmatten in großem Stil herstellte – und prompt war er da, der erste Auftrag: Der Boden für die brandneuen Stuttgarter Strassenbahnen aus einem Teppich kleiner Lederstücke.
Ganz ehrlich: Klingt noch gar nicht nach Mode, oder? Abwarten… ☕
International, von Anfang an
Müsste man Hepco mit einem Wort beschreiben, es wäre international. Nicht, weil es ein cooles Buzzword ist, sondern da Carl Hepting ab 1920 zwischen Asien und Afrika, Skandinavien und dem Balkan hin und her reiste. Von zwölf Monaten — so sagte man — war er mindestens neun auf Geschäftsreise. Und Carl war umtriebig. Sehr, seeehr umtriebig. Die Kontakte dieser Reisen wurden zur Grundlage für eine Manufaktur, die von Anfang an Gürtel für die Welt produzierte.
Hepco und der Gürtel
– Liebe auf den ersten Blick
War klar, dass Hepcos erster Verkaufsschlager selbst für die 1920er kurios war: Ein Ledergürtel für Kolonien?🤔
Nun ja, es funktionierte auf jeden Fall überraschend gut. So überraschend, dass Hepco förmlich explodierte:
In bloß zwei Jahren wurde aus EINEM Mitarbeiter EINHUNDERT und Mitte der 20er machte Hepcos Export 85% der gesamten deutschen Gürtelindustrie aus. So viel zum Thema international. 💡
✨Paris, wir kommeeen✨
Der Exportanteil Hepcos war dafür verantwortlich, dass die Firma, im Gegensatz zum Rest der Branche, auch in den Wirren der 1920er weiter wuchs.
Derweil gründete Carl Hepting Ceintures Modernes, Hepcos französische Schwester. Mit Ceintures Modernes ging Hepco den Schritt zu den „Stadtkoffern“, die lange Zeit zum zweiten Standbein wurden. (Anmerkung: Eine deutsch-französische Firma namens „Moderne Gürtel“ verkaufte ausgerechnet den Parisern „Stadtkoffer“. Damals war echt alles möglich😏)
Die Jordanische Königsfamilie,
das Arabische Königshaus,
König und Zar von Bulgarien…
…waren besondere Kunden mit besonderen Wünschen.
Kudos an Leopold II. und Ferdinand I. an dieser Stelle!?
Hepco während
des 2. Weltkrieges
Auf jeden Fall war es mit den Experimenten spätestens Mitte der 1930er vorbei. Hepco rückte von Anfang an in den Fokus der NS-Aufrüstungsorganisationen. Bei Kriegsausbruch musste auf Kriegsproduktion umgestellt werden. Die Mitarbeiterzahl wuchs bis 1941 auf 1200 an. ’43 wurde fast das gesamte Hepco-Gelände beschlagnahmt. Bomben über Gürtel… wir wissen alle wozu das führt. Für Hepco verblieben nur wenige Nebenräume. Trotzdem versuchten Hepting und seine Freunde möglichst viele Gürtel für Zivilisten herzustellen. Schließlich — 1944 — wurden die letzten Reste des einst größten deutschen Textilexporteurs völlig zerstört.
Aufstieg, Umbruch, Neuerfindung
– Das bleibt nicht das einzige Mal.
Doch bereits nach Kriegsende lief im Juli 1945 die Produktion mit einigen hundert Arbeitern für die Besatzungsmächte wieder an. Sie wussten, dass die Marbacher gute Produkte herstellten. Und hey, es wäre nicht Hepco gewesen, wenn es nicht gelungen wäre auch hier einen Teil der Fertigung für zivilen Bedarf abzuzweigen.
1946: Die EMPÖRUNG
Hepco schaffte es einen ganzen Weltkrieg lang, sich der Aufmerksamkeit einigermaßen zu entziehen. Dann dauerte es genau ein Jahr, bis es richtig Schlagzeilen machte: Wie konnten die Deutschen, nach dem verheerendsten Krieg aller Zeiten, bereits 1946 wieder hochwertige Ware exportieren??
Diese Frage stellte sich zumindest den Allierten. Besonders in England sorgte der erste Nachkriegs-Export-Katalog von HEPCO 1946 für Aufregung. Er zeigte Lederkoffer, Akten-, Collegemappen, Damenhandtaschen aus Leder und außerdem die Gürtel, die seit langer Zeit wieder in größerem Umfang hergestellt wurden, 1946 aber vor allem im Sinne Engländer viel kürzer hätten sein dürfen.
Der Wiederaufbau – ein Wirtschaftswunder
Weil Du bis hierhin gelesen hast, erstmal herzlichen Glückwunsch!✨ Dein Geschichtsinteresse ist so großartig, dass wir mit Dir gerne ein bisschen plaudern möchten. Komm‘ in unsere Manufaktur nach Marbach und sag‘ das supergeheime Codewort: GESCHICHTEUNDSO. Dann bekommst Du einen Kaffee und wir zeigen Dir alles von und über HEPCO ❤
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand Hepco mit Nichts da. Es gab es nur eine Richtung. Um es kurz zu machen:
Hepco hat…
… nichts, aber einen Riesenhaufen Träume
Hepco beschäftigt…
… wieder ca. 500 Mitarbeiter.
Hepco besucht…
die erste Auslandsmesse nach dem Zweiten Weltkrieg in Basel.
Hepting reist…
nach New York auf die erste Nachkriegsmesse für deutsche Unternehmen auf amerikanischen Grund.
50er & 60er: Auf der Überholspur
Zurück zum Thema. Wie Du nun weißt, spielte die Mode in der Welt der Gürtel lange eine eher untergeordnete Rolle. Das änderte sich in den 50ern gewaltig….
Und was machten wir?
Hepco überraschte kurzerhand die Branche eines ganzen Kontinents mit einem Ausstellungswagen, der als fahrendes Musterzimmer das gesamte Hepco-Programm durch Europa transportierte.
Oh la la: Anfang der 60er wurde HEPCO-FRANCE gegründet. Hepco war zurück in Paris und wieder auf dem französischen Modemarkt.
Die 70er: Gürtel für die ganze Welt
In den 70ern erreichte HEPCO seine größte Ausdehnung. Aus der einstigen Manufaktur ist eine internationale Firma geworden, die täglich zehntausende Artikel für den Weltmarkt herstellt. 1973 wurde in Pfullingen die modernste Kofferfabrik ihrer Zeit fertiggestellt. Täglich liefen bis zu 5000 Koffer und 1000 Ledertaschen vom Band – das waren über eine Million Lederkoffer pro Jahr. Bei Gürtel sprechen wir von ca. 50.000 Stücken pro Tag.
Vom Gürtel bis zur Reisetasche wurden komplette Reisesets angeboten. Ein Großteil des Leders wurde in der Hauseigenen Fabrik gegerbt.
Der Niedergang :’D
Ende der Siebziger wendete sich das Blatt: Outsourcing, Modekonzerne und internationales Preisdumping machen Hepco zunehmend das Leben schwer.
Es wurde immer klarer: Die einstige Stärke, Hepcos Exportfokus, wird zur Kostenfalle, denn Hepco kann als Großproduzent nicht mehr mit den Konditionen eines Weltmarktes mithalten.
Hepco verpasste den Absprung. Die heimische Bekleidungsindustrie wurde das erste Opfer der Globalisierung, und wir blieben nicht verschont. Nach der Ersten Insolvenz Ende der 80er folgte die Zweite und letzte 2002. Die Koffersparte wurde verkauft.
Von Nichts zu Allem und wieder zurück.
Das hätte das Ende sein können.
Der Neustart 😉
Doch wer glaubt, dass ein bisschen Katastrophe Hepco verschwinden lässt, der kennt die Marbacher schlecht. Einige Hepco-Mitarbeiter kauften Anfang 2000 die Gürtel- und Modeaccessoireproduktion aus der Insolvenzmasse und fertigen weiter — regional, realistisch und individuell.
Genug geredet, lasst uns Accessoires produzieren!